Wenn die Evidenz dagegen spricht ...
Shownotes
Wie kann es sein, dass Ärztinnen und Ärzte den Versicherten häufig Untersuchungen oder Therapien anbieten, deren Nutzen gar nicht einwandfrei nachgewiesen ist. Zu denen es also gar keine oder keine eindeutige Evidenz gibt. Häufig sind es medizinische Maßnahmen, die in den Leitlinien der Fachgesellschaften explizit NICHT empfohlen werden. Ist es aus Unwissen? Sind es Glaubenssätze? Oder stehen wirtschaftliche Interessen dahinter? Das diskutieren wir im IGeL-Podcast mit:
Prof. Dr. Odette Wegwarth, Heisenberg-Professorin für medizinische Risikokompetenz & evidenzbasiertes Entscheiden Dr. Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs evidenzbasierte Medizin beim Medizinischen Dienst Bund
IGeL-Podcast - Faktenbox:
Leitlinien sind systematisch entwickelte Aussagen, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand wiedergeben, um die Entscheidungsfindung von Ärztinnen, Ärzten, Patientinnen und Patienten für eine angemessene Versorgung bei spezifischen Gesundheitsproblemen zu unterstützen. Sie sind wichtige Instrumente der Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen. Ihr vorrangiges Ziel ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung durch die Vermittlung von aktuellem Wissen, das vorzugsweise systematisch recherchiert und kritisch bewertet wird. Leitlinien sind für ärztliche Praxen rechtlich nicht bindend.
Der IGeL-Monitors hat Anfang 2022 Leitliniendatenbanken und Internetseiten von Leitlinienorganisationen durchforstet. Anschließend hat er diese Empfehlungen mit den IGeL-Bewertungen zu den am häufigsten angebotenen oder nachgefragten IGeL verglichen. Zu 22 IGeL-Bewertungen fanden sich relevante Leitlinien. 17 Bewertungen, das sind über drei Viertel, stimmten ganz oder nahezu mit den Leitlinienempfehlungen überein. In fast allen Leitlinien ging es um sogenannte Früherkennungsuntersuchungen, die im IGeL-Monitor mit „unklar“ oder „tendenziell negativ“ bewertet waren.
Schlussfolgernd heißt das: Ärztliche Praxen bieten Maßnahmen an, obwohl der Nutzen nicht eindeutig nachgewiesen ist und sie häufig von Leitlinienorganisationen NICHT empfohlen werden.
Und vielen Dank dem Londoner Künstler Ketsa: Sein Stück Beat Stick ist der Jingle des IGeL-Podcasts. IGeL-Monitor und IGeL-Podcast sind Initiativen des Medizinischen Dienstes Bund.
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