Gedankenkraft - Placebo und Nocebo
Shownotes
Placebo- und Noceboeffekte lassen sich wissenschaftlich nur schwer erklären. Körpereigene Mechanismen führen dazu, dass Menschen besonders positiv (Placebo) oder negativ (Nocebo) auf ein Medikament oder ein medizinisches Verfahren reagieren - selbst bei Scheinmedikamenten oder Scheintherapien.
Einfach gesagt: Wenn ich eine hohe Erwartung habe, dass mir ein bestimmtes Verfahren helfen kann, kann sich tatsächlich eine Verbesserung meines Befindens einstellen.
Oder: Wenn ich so starke Angst zum Beispiel vor den Nebenwirkungen eines Medikaments habe, kann es passieren, dass sich eben jene Nebenwirkungen auch zeigen.
Diese Effekte sind messbar.
Die Auslöser hingegen sind von Mensch zu Mensch verschieden: Erwartungen spielen eine große Rolle, die psychologische Verfasstheit, aber auch Traditionen, kulturelle Herkunft, Sozialisation und Konditionierung.
Von daher sind diese Effekte nicht steuerbar.
Diese Episode des IGeL-Podcasts geht der Frage nach, welche Kräfte da unbewusst im Körper wirken, wie man diese Kräfte möglicherweise für den klinischen und therapeutischen Alltag nutzbar machen kann, aber auch, wie es möglich ist, sich durch Beobachtung anderer regelrecht mit Nocebo "anzustecken" und eigene Symptome dadurch zu verschlimmern.
Im IGeL-Podcast Studio sind:
Dr. Barbara Prediger, Leiterin der Abteilung Evidenzbasierte Versorgungsforschung am IFOM (Institut für Forschung in der Operativen Medizin an der Universität Witten/Herdecke)
Prof. Tim Mathes, Gruppenleiter der Arbeitsgruppe Klinische Epidemiologie und Gesundheitsökonomie am Institut für medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen
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Faktenbox:
Der Placebo-Effekt besteht darin, dass positive Änderungen der Körperfunktionen, sowohl subjektiv empfunden als auch tatsächlich messbar, die ausschließlich auf körpereigenen Mechanismen beruhen, als Reaktion auf eine medizinische Prozedur jeglicher Art wahrgenommen werden.
Der Nocebo-Effekt ist das Gegenteil des Placebo- Effektes.
Er besagt, dass die Erwartung von einer negativen Änderung der Körperfunktion und die damit verbundenen affektiven Zustände diese negative Änderung bei dem Erwarteten auslösen. Genauso können beim Nocebo-Effekt sowohl subjektiv empfundene oder tatsächlich messbare Änderungen der Körperfunktion auftreten.
Sowohl bei einem Nocebo-Effekt als auch einem Placebo-Effekt handelt es sich um psychologische Prozesse, die durch Konditionierung und Beobachtungslernen
verursacht werden.
Entnommen aus der Kolumne:
Der Nocebo-Effekt: Bedeutung für den klinischen Alltag
Von Dr. Barbara Prediger und Prof. Dr. Tim Mathes
https://journal.kvhh.net/11-2023/der-nocebo-effekt-bedeutung-fur-den-klinischen-alltag
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Und vielen Dank dem Londoner Künstler Ketsa: Sein Stück "Beat Stick" ist der Jingle des IGeL-Podcasts.
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